Die Nähwerkstatt

Zu den Angeboten der Kita Luthers Apfelbaum gehört eine gut ausgestattete Nähwerkstatt, deren Kernstück eine kindgerechte, elektrische Nähmaschine ist. Ihre Nähgeschwindigkeit ist einfach zu regulieren, was besonders für Kinder wichtig ist. Neben einem umfangreichen Stofflager verfügt dieser Bildungsraum auch über Garne in verschiedenen Farben, Borten, Bänder, spezielle Scheren und eine große Kiste mit Knöpfen .

 

Die bunte Vielfalt dieser Materialien regt die Kreativität und Neugier unserer Kinder an. Im Umgang mit der Nähmaschine und den Materialien erwerben sie sich Kenntnisse und Fertigkeiten in den verschiedenen Bildungsbereichen. Ganz wichtig beim Nähen und Teil des Regelwerks: Geduld, Ruhe und exaktes, umsichtiges Arbeiten. Die Kinder lernen spielerisch Begriffe wie Nähfuß, Vorschub, Kreuzstich, Versäumen und viele mehr und können durch praktisches Handeln diese Begriffe umsetzen. Sie planen eigene Projekte wie zum Beispiel die Anfertigung von Kuscheltieren, einfachen Kleidungsstücken, Taschen und Duftsäckchen. Je nach Alter und Entwicklungsstand leistet die Erzieherin Unterstützung und begleitet die einzelnen Arbeitsschritte.

Wir legen viel Wert auf Partizipation. Das heißt, alle Kinder der Einrichtung dürfen teilhaben an diesem Angebot und seiner Gestaltung.

 

Wie läuft denn nun so ein Näheinheit ab?

Das erfahren wir an diesem kleine  Beispiel: „Kuschelhase“

 

Die Kinder äußern ihre Wünsche. „Wir möchten ein Kuscheltier nähen“. Dann geht die Erzieherin mit ihnen in den Dialog um Details zu klären. Die Kinder sind nun aufgefordert sich genauere Gedanken zu ihrem Projekt zu machen.

Es werden Fragen zu Größe, Form oder Länge des Werkstücks gemeinsam geklärt. Dann dürfen sich die Kinder aus dem umfangreichen Stoffsortiment einen Stoff in der Lieblingsfarbe aussuchen. Hierbei steht die Erzieherin unterstützend und beratend den Kindern zur Seite.

Ein Schnittmuster wird direkt auf den Stoff oder mit Hilfe einer Papierschablone übertragen.

Zuvor haben die Kinder die Stoffhälften und eventuell die Schablone mit Stecknadeln befestigt.

Das erfordert eine gute Hand-Augen-Koordination und ein gewisses Geschick, sich nicht in die Finger zu piksen.

Das Ausschneiden übernehmen die Kinder selbst. Dabei merken sie, dass es etwas ganz anderes ist, Stoff im Vergleich zu Papier zu schneiden.

Nun geht es an das Zusammennähen der Stoffhälften. Nach etwas Übung und Unterstützung arbeiten die Kinder sehr selbständig an der Maschine. Die Kinder können unter verschiedenen

Sticharten auswählen und lernen schnell, welcher Stich sich zu welcher Gelegenheit am besten eignet.

Beim Nähprojekt „Hase“ werden die zusammengenähten Hälften schließlich auf „rechts“ gedreht und mit Füllwatte gestopft. Bei diesem Arbeitsschritt erleben sie, wie unterschiedlich sich die Materialien anfühlen.

Abschließend wird die untere Öffnung zugenäht.

Nach Beendigung der Arbeit mit der Maschine wird diese ausgeschaltet und der Stecker abgezogen.

Übriggebliebene Stoffreste heben wir auf, für andere Aktionen.

Jetzt geht es ans Verzieren und Akzente setzen. Da ist die Fantasie gefragt. Um allerdings einen Knopf mit der Hand anzunähen bedarf es Geduld und Geschick. Oft gelingt es nicht beim ersten Mal. Mit ermunternden Worten und kleinen Kniffs führt die Erzieherin die Kinder zum Erfolg und die erwiesene Ausdauer fördert ihre Resilienz.

 

Ein Nähangebot bewirkt bei Kindern sehr viel Positives. Durch ihr eigenständiges Tun und die Entscheidungen, die die Kinder während der Nähaktion treffen müssen, erleben sie Selbstwirksamkeit. Ihr Selbstwertgefühl nimmt zu und es macht sie stolz, Dinge für den echten Gebrauch herzustellen.

Neben der Freude beim Nähen bilden sich zugleich weitere Fähigkeiten wie Konzentration, Ausdauer und die Entwicklung von feinmotorischen Handlungen aus. Wir wollen die Kinder in unserer Kita auf das Leben vorbereiten und ihnen Fähigkeiten und Fertigkeiten mit auf den Weg geben, ihren Alltag zu meistern und später ihre Kompetenzen der Gemeinschaft zur Verfügung zu stellen.

Durch das Erlernen lebenspraktischer Tätigkeiten stärken sie ihre Selbstwirksamkeit. Ein eigenständig hergestelltes Werkstück ist zudem das größte Lob.

 

Antje Becker-Kahle